Spielfest lockte mit zahlreichen Attraktionen
Im Zuge der Flüchtlingskrise haben rund 590 Schutzsuchende in Hövelhof ein vorübergehendes Zuhause gefunden. Da die Unterkunft in der Nähe der Vollzugseinrichtung angesiedelt ist, unternahm André Nienaber vor Wochen einen Spaziergang, um den Neuankömmlingen einen Besuch abzustatten und sich ein Bild von ihren konkreten Lebensumständen zu machen.
Was er in der Notunterkunft zu sehen bekam, rührte ihn sehr. Die Enge und das lethargische Nichtstun der Erwachsenen kontrastierte mit dem Bemühen der vielen Kinder, dem Alltag etwas Spaß und Sinn abzugewinnen. Dieser Eindruck löste bei André Nienaber spontane Aktivität aus. Er machte es sich zum Anliegen, für die Kinder ein abwechslungsreiches Spielfest zu organisieren, um sie wenigstens für einige Stunden ihrem tristen Alltag zu entreißen.
Schneller als gedacht erklärten sich etliche Kolleginnen und Kollegen sowie Gerda Möller, die Vorsitzende des Kultur- und Sozialwerkes, bereit, sich an der Organisation des Festes zu beteiligen. Nachdem auch die Gespräche mit der Bezirksregierung und den Maltesern, die mit der Leitung der Unterkunft betraut sind, positiv verliefen, machte man sich an die konkrete Arbeit. Es galt Spenden einzuwerben sowie Spiele und sonstige Attraktionen vorzubereiten. Bei den Spenden ging es relativ zügig, rd. 1.700 € konnten von gebefreudigen Firmen und Organisationen lockergemacht werden. Auch viele Sachspenden sorgten für eine breite Palette möglicher Aktivitäten. Nicht zuletzt das „Haus der offenen Tür“ steuerte Outdoor-Spielzeug bei, um viele Aktivitäten im Freien realisieren zu können.
Die Werkbetriebe der Vollzugseinrichtung bauten eine Wurfbude und konstruierten weitere Spielgeräte. Zwei Kolleginnen der Anstaltsküche waren sofort bereit, Kaffee und Kuchen für das Gelingen des Spielfestes beizusteuern. Als dann auch noch Malbücher, Buntstifte, Straßenmalkreide gesponsert wurden und der BSBD Jojos, Caps und Spielzeugflugzeuge zur Verfügung stellte, stand der Einladung an die Kinder nichts mehr im Weg.
André Nienaber sprach die Einladung an die 6- bis 12-jährigen Kinder und ihre Eltern aus. Die Resonanz war unerwartet groß. Zum Spielfest konnte der Gewerkschafter 75 Kinder und deren Eltern begrüßen. Insgesamt 30 Betreuer kümmerten sich um die Gäste und sorgten für einen reibungslosen Verlauf der Veranstaltung. Die Kinder stammten aus Albanien, Pakistan, Bangladesch, Syrien, dem Irak, der Mongolei, Georgien und Tadschikistan. Naturgemäß stellte sich die Sprache als Barriere und großes Hemmnis heraus. Hier sprangen die Kinder der Kolleginnen und Kollegen und aus der Hövelhofer Siedlung beherzt ein, um die verfügbaren Spiele mit Händen und Füßen zu erklären und zu demonstrieren.
Was eine Wurfbude ist und wozu eine Torwand dient, ist nonverbal relativ schwer zu vermitteln. Die Kinder untereinander waren letztlich aber erfolgreich. Bereits nach kurzer Zeit wurde von den aufgebauten Attraktionen und Spielen reger Gebrauch gemacht. Ein besonderes Highlight stellten die Modellierungskünste von Stefanie Atkins dar, die aus schlanken Luftballons Giraffen und Hunde entstehen ließ und damit das Lachen in die Gesichter der Kinder zauberte.
Und dann war da noch eine besondere Attraktion, die Kinder seit jeher fasziniert: Gerda Möller als weiblicher Clown. Das komödiantische Talent der Kollegin und deren mimische Virtuosität versetzten nicht nur die Flüchtlingskinder in freudige Erregung. Auch das erwachsene Publikum konnte sich den burlesken Clownerien nicht entziehen und spendete anerkennenden Beifall. Die pantomimischen Elemente des Auftritts der Clownin waren in allen Sprachen zu verstehen. Die Kinder honorierten die spielerische Überschreitung gesellschaftlicher Grenzen mit befreiendem Gelächter. Sie hatten offenkundig Spaß und verbrachten einen erlebnisreichen Nachmittag in der Hövelhofer Vollzugseinrichtung.
Es war ein toller Nachmittag, bei dem auch das leiblich Wohl nicht zu kurz kam. Die Kinder belohnten den betriebenen Aufwand mit strahlenden Gesichtern. Einen schöneren Lohn für die vielen „hilfreichen Geister“ konnte es gar nicht geben. Auch Ute Reed vom Malteser Hilfsdienst zeigte sich mächtig beeindruckt von dem, was die Hövelhofer Kolleginnen und Kollegen in kurzer Zeit aus dem Boden gestampft hatten: „Es ist schon erstaunlich, was die JVA in kurzer Zeit organisiert und auf die Beine gestellt hat. Für die Flüchtlinge der Erstaufnahme und ihre Kinder ist es hilfreich, mit der einheimischen Wohnbevölkerung in Kontakt zu kommen und einmal aus der Monotonie und Eintönigkeit in der Erstaufnahme ausbrechen zu können. Wir sind den Organisatoren des Spielfest deshalb überaus dankbar.“
André Nienhaber und Gerda Möller zogen ebenfalls ein positives Fazit: „Es hat sich gelohnt, das Spielfest zu veranstalten. Die Kinder hatten Spaß und das war an diesem Tag das Wichtigste.“ Wegen der großen Resonanz bei den Kindern soll das Spielfest künftig zu einer festen Einrichtung werden. Die Organisatoren sind überzeugt, zwei Veranstaltungen jährlich realisieren zu können.
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