Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ostern ist das höchste Fest der Christenheit. Es beendet das Fasten und ist geprägt durch die Freude über die Auferstehung Jesu Christi. Wir begehen das Fest regelmäßig als Familienfest oder nutzen die Feiertage für einen Kurzurlaub.
In diesem Jahr ist allerdings alles anders. Die Regelungen zur sozialen Distanz machen es unmöglich, das Fest wie bisher zu begehen. Der Shutdown hat uns Fesseln angelegt, die unser gewohntes Leben stark verändern. Wir glauben, Menschen mit hohem Infektionsrisiko, also die älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger und Personen mit einem geschwächten Immunsystem, nicht anders schützen zu können.
Das Leben über den Profit zu stellen, ist der richtige Ansatz
Die Entscheidungen der Regierungen von Bund und Ländern geben dem Präventionsdanken Vorrang, um menschliches Leben zu schützen. Dabei ist die Datenbasis, auf der diese Maßnahmen angeordnet wurden, sehr schmal. Das erhöht den Druck auf die Politik, den Lockdown möglichst zeitnah zu lockern. Und es gibt auch viele Ungerechtigkeiten, wenn im Super- und Baumarkt verkauft werden darf, Bücher und Blumen beispielweise, was dem Fachhandel untersagt ist.
Gegenwärtig sind die Menschen mit der Politik sehr zufrieden. Es ist ja auch richtig, dass Deutschland etwas besser vorbereitet ist als andere Staaten. Das bedeutet allerdings nicht, dass wir gut vorbereitet waren. Der Mangel an Schutzausrüstungen, die jetzt nur zu horrenden Preisen beschafft werden können, steht sinnbildlich für dieses Versagen.
Das generelle Tragen von Schutzmasken könnte helfen
Wären Schutzmasken für die gesamte Bevölkerung verfügbar gewesen, hätte das Tragen angeordnet werden können und die Shutdown-Maßnahmen hätten nicht so rigoros ausfallen müssen. Der wirtschaftliche Schaden hätte folglich reduziert werden können.
Jetzt stehen viele Bürgerinnen und Bürger, obwohl große finanzielle Hilfen gewährt werden, vor dem existenziellen Aus. Wenn die Corona-Krise überwunden ist, gehört alles dies auf den Prüfstand.
Nach der Krise ist die Zeit für eine kritische Bilanz
In vielen Bereichen der Daseinsvorsorge sind wir den neoliberalen Wanderpredigern zu sehr auf den Leim gegangen. Speziell das Gesundheitswesen muss dem Gewinnstreben der Konzerne entzogen sein.
Im Strafvollzug spüren wir, dass sich die Belieferung mit Schutzausrüstung zeitlich zieht, weil vorrangig natürlich Kliniken und Altenheime ausgestattet werden müssen. In der Zukunft muss allerdings auch der Vollzug Vorsorge treffen und sich auf eine Epidemie durch eine entsprechende Lagerhaltung vorbereiten.
Wir haben das große Glück, dass erst wenige Kolleginnen und Kollegen und Inhaftierte höchstens vereinzelt infiziert sind. Dieser Zustand muss unbedingt erhalten bleiben. Die Kolleginnen und Kollegen müssen daher periodisch getestet werden, damit Infektionsketten sofort gekappt werden können.
Die Pandemie hat auch positive Seiten
Die Corona-Pandemie hat allerdings auch positive Seiten unserer Gesellschaft zu Tage gefördert. Trotz der weitgehenden Reduzierung der sozialen Kontakte, die durch die Gesellschaft sehr diszipliniert eingehalten wird, wächst das Gemeinschafts- und Zusammengehörigkeitsgefühl. In vielen Wohnhäusern finden sich jetzt Infos wie sie in einem Hausflur in Hamburg-St. Pauli zu lesen sind: „Liebe Nachbarn, die Welt steht kopf. Hoffentlich seid ihr alle wohlauf! Wenn ihr Unterstützung oder irgendetwas braucht, meldet euch! Leonie“
Eine solche Grundhaltung sollten wir uns über die Krise hinaus bewahren. Ein solidarisches Miteinander ist ein Wert an sich.
Ostergruß
Zum bevorstehenden Osterfest grüßen wir Sie ganz herzlich und wünschen Ihnen trotz der angeordneten Einschränkungen jene Muße und entspannte Erwartung, um angenehme Stunden in Ihrem Wohnumfeld zu verbringen und vielleicht auch zu genießen.
Weil Strafvollzugsbedienstete auch während der Corona-Pandemie rund um die Uhr für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger im Einsatz sind, werden viele von Ihnen Dienst in den nordrhein-westfälischen Vollzugseinrichtungen verrichten müssen.
Ihnen allen wünschen wir einen möglichst konfliktfreien Dienstverlauf, damit Sie nach getaner Arbeit das Osterfest noch in angenehmer Atmosphäre begehen können. Bleiben Sie gesund!
Mit kollegialen Grüßen
Ihre
BSBD-Online-Redaktion
Foto: racamani/Fotolia.com
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