Drei amerikanische Gefängnismitarbeiter erscheinen ein Jahr nicht zum Dienst
Drei amerikanische Vollzugsmitarbeiter, die einander freundschaftlich verbunden waren, sind jetzt mit einer geradezu abtrusen Idee gescheitert. Sie nahmen sich eine einjährige Auszeit vom Dienst, in dem sie krankheitsbedingte Arbeitsunfähigkeiten vortäuschten.
Die vermeintlich freie Zeit nutzen sie für Reisen, Feiern, wilde Partys und zum Schreiben. Nachdem sie aufgeflogen sind, werden sie nunmehr die Konsequenzen ihres Verhaltens tragen müssen.
In Amerika ist die Gehaltsfortzahlung im Krankheitsfall eher die Ausnahme als die Regel. Drei Fachleute des New Yorker Justizvollzuges, Steven C. (49), Eduardo T. (42) und Monica C. (36), hatten mit ihren Arbeitsverträgen allerdings eine unbegrenzte Gehaltsfortzahlung für krankheitsbedingte Ausfallzeiten vereinbart.
Diese Regelung nutzten sie, um sich eine gute Zeit zu gönnen. Sie hatten offenbar einfach keinen Bock auf Dienst. Lieber gingen sie feiern, unternahmen ausgedehnte Reisen und ließen den lieben Gott einen guten Mann sein.
Während der Ausfallzeit kassierten sie ihren vollen Lohn. Um ihr Fehlen gegenüber ihrem Arbeitgeber plausibel begründen zu können, erfanden sie Unfälle und Krankheiten und legten darüber ärztliche Atteste vor, die zu einem großen Teil gefälscht waren.
Ein Vollzugler versuchte sich als Schriftsteller
Alles begann im Frühjahr 2021. Steven C., der im Jahr mehr als 160.000 Dollar verdient, behauptete, er leide unter den Nebenwirkungen einer Corona-Impfung. Als Belege reichte er mehr als 100 gefälschte ärztliche Atteste ein.
Während dieser Zeit ging er seiner speziellen Leidenschaft nach und verfasste ein Comicbuch. Befürchtungen, durch Leichtsinn oder Lügen aufzufliegen, hatte er augenscheinlich keine. Er veröffentlichte nicht ohne Stolz auf Instagram ein Bild von sich und informierte darüber, dass sein Buch in Kürze erscheinen werde.
Dominikanische Republik und Florida als Sehnsuchtsorte
Monica C. wiederum, die 80.000 Dollar im Jahr verdiente, täuschte Verletzungen vor. Ermittler ihres Arbeitgebers erwischten sie mehrfach ausserhalb ihres Hauses auf Partys, wenn sie eigentlich zu Hause sein und ihre Krankheiten auskurieren sollte. Als sie von den Ermittlern mit ihrem Fehlverhalten konfrontiert wurde, gestand sie unvermittelt ein, rund fünfzig medizinische Dokumente gefälscht zu haben.
Eduardo T., der Verlobte von Monica C., täuschte ebenfalls Verletzungen als Folge von Unfällen vor. In der Ermittlungsakte heisst es, dass Eduardo T. wiederholt zu Vorladungen zu medizinischen Terminen mit geschienten Extremitäten oder einem Gehstock erschien, um seine Unfallfolgen plausibel erscheinen zu lassen.
Die Dominikanische Republik und Florida waren die Sehnsuchtsorte des Paares. Dort verlebten die beiden Verlobten wiederholt aufregende Zeiten, die mit wilden Partys und sonstigem Amüsement ausgefüllt waren.
Das dicke Ende kommt zum Schluss
Nachdem den drei Bediensteten im Rahmen der Ermittlungen zahlreiche Taten von strafrechtlicher Relevanz nachgewiesen werden konnten, sind sie zwischenzeitlich in Untersuchungshaft genommen worden. Sie werden sich demnächst vor einem Bundesgericht zu verantworten haben.
Das Verhalten der Vollzugler wird von der New Yorker Öffentlichkeit deshalb als besonders perfide kritisiert, weil Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall vom jeweiligen Arbeitgeber abhängig und immer noch keine Selbstverständlichkeit ist. Eine solch „großzügige Regelung“, wie sie für die Vollzugsbediensteten bestand, ist überaus selten. Sie gröblich zu missbrauchen, wird deshalb als Zerstörung des wechselseitigen Vertrauens betrachtet. Nach Abschluss des Strafverfahrens werden die drei folglich auch nicht wieder im New Yorker Strafvollzug tätig werden können.
Friedhelm Sanker
Symbolbild: Levgen Chabanov/stock.adobe.com
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