4,4 Millionen Personen wohnten in der Gemeinde, in der sie auch arbeiteten. Die drei NRW-Städte Köln (362.259), Düsseldorf (335.754) und Essen (167.761) befanden sich wie im Vorjahr unter den zehn Städten mit den höchsten Einpendelzahlen Deutschlands. Wie im vergangenen Jahr konzentrierte sich die Pendlermobilität in NRW auf die Nord-Süd-Achse von Bonn bis Duisburg und die West-Ost-Achse von Mönchengladbach über das Ruhrgebiet bis nach Dortmund und Bielefeld (siehe zweites Bild).
In 85 der 396 nordrhein-westfälischen Städte und Gemeinden war die Zahl der einpendelnden Personen höher als die der auspendelnden (sog. Einpendelüberschuss). Die Hälfte aller Einpendelnden zum Beispiel nach Köln hatte, geschätzt anhand der Luftlinienentfernung zwischen Wohn- und Arbeitsort, einen Pendelweg von weniger als 28 Kilometer. Ein Viertel der Einpendelnden (90.565 Personen) hatte einen Pendelweg zwischen 28 und 56 Kilometern. Der Pendelweg der übrigen 25 Prozent betrug mehr als 56 Kilometer.
Auto ohne Konkurrenz
Berufspendlerinnen und -pendler setzen auch für kurze Arbeitswege vor allem auf das Auto. Im Jahr 2020 gaben 40 % von ihnen an, für Strecken unter 5 Kilometern normalerweise das Auto zu nutzen. Für Strecken von 5 bis unter 10 Kilometern lag der Anteil der Pkw-Fahrenden mit 69 % noch deutlich höher, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt. Wenn das Fahrrad als ebenfalls individuelles Verkehrsmittel genutzt wird, dann am ehesten auf der Kurzstrecke. Allerdings ist dies deutlich seltener der Fall als beim Auto: Auf Arbeitswegen unter 5 Kilometern kam es bei 26 % der Berufspendelnden zum Einsatz, auf Strecken zwischen 5 und 10 Kilometern noch bei 11 %. Der öffentliche Personennahverkehr wird für kurze Arbeitswege vergleichsweise selten genutzt: Mit Bus, Bahn oder Tram waren auf Strecken unter 5 Kilometern lediglich 8 % der Pendlerinnen und -pendler unterwegs; auf Arbeitswegen von 5 bis unter 10 Kilometern waren es 18 %.
Belastungen für Mensch, Infrastruktur und Umwelt
Laut einer Umfrage im Rahmen der Statista Consumer Insights benötigen knapp 30 Prozent der in Deutschland befragten Personen mehr als eine halbe Stunde für den Weg zum Arbeitsplatz. Etwa 31 Prozent pendeln 15 bis 29 Minuten und rund 19 Prozent brauchen weniger als eine Viertelstunde. Diese Zahlen zeigen, dass die Menschen und die Verkehrsinfrastruktur jeden Tag zweimal (vor Arbeitsbeginn und nach Feierabend) enormen Belastungen ausgesetzt sind, dabei findet ein Großteil der Belastung am Morgen und am Nachmittag /Abend statt, da dort das größte Transport- und Verkehrsaufkommen auftritt. Diese Belastungen erleben die Menschen in der eigenen Wahrnehmung jeden Tag in vollen Zügen, Bahnen oder anderen öffentlichen Verkehrsmitteln oder im Stau im Straßenverkehr.
Die Entfernungen, die im Berufspendeln zurückgelegt werden, schwanken aufgrund der Lage von Wohn- und Arbeitsort deutlich, können aber schnell Größenordnungen annehmen, die der Mensch in adäquater Zeit nicht aus eigener Kraft zurücklegen kann, sodass er auf verschiedenste Verkehrsmittel angewiesen ist. Wiederum führt jede Nutzung eines Verkehrsmittels zu Belastungen im Verkehrsnetz. Trotzdem kann auf das Pendeln aufgrund der beruflichen Erfordernisse und der derzeitigen Wirtschaftsstruktur nicht verzichtet werden.
Wohnungsmangel verlängert Arbeitswege
Ein Trend der letzten Jahre war darin zu sehen, dass mehr Bevölkerung vermehrt in den Ballungszentren Wohnraum nachgefragt hat, was dafür gesorgt hat, dass die Wohnungsnachfrage nicht gedeckt werden konnte und es zu Verdrängungseffekten aufgrund der überlasteten Wohnungsmärkte mit damit verbundenen steigenden Boden- und Mietpreisen gekommen ist und weiterhin kommt. Dieser Verdrängungseffekt sorgt dafür, dass Menschen die Ballungszentren verlassen müssen und sich ggf. dadurch die Wege zwischen Wohn- und Arbeitsort vergrößern, was wiederum in zunehmender Belastung der Beschäftigten und der Verkehrsträger mündet.
Lange Arbeitswege als Stressfaktor und Gesundheitsrisiko
Je schneller der Weg zur Arbeitsstätte zurückgelegt wird, umso mehr Zeit bleibt für Erholung, Ehrenamt, Familie und sozialen Austausch. Daher ist der Zeitaufwand für das Pendeln zum Arbeitsplatz ein wichtiger Indikator für den Ausgleich zwischen beruflichen und privaten Belangen der Beschäftigten. Tägliche Erschwernisse durch eine zunehmend marode Infrastruktur führen zu Stress und gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch verlängerten Fahrtzeiten infolge Staus auf überfüllten Straßen oder Verspätungen und Ausfälle eines unzuverlässigen ÖPNV.
Allerdings zeigte uns nicht zuletzt die Corona-Krise, dass es für viele Erwerbstätige möglich ist, erwerbstätig zu sein, ohne seinen Standort ändern zu müssen. Das Homeoffice oder eine Vier-Tage-Woche könnten dazu beitragen, den Druck auf die Beschäftigten zu senken. Einer der größten positiven Effekte durch einen tageweise wegfallenden Arbeitsweg wäre folglich die (zumindest tageweise) Zeitersparnis für die Beschäftigten.
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